Vitalina Varela

Vitalina kommt mit 55 Jahren endlich von den Kapverden nach Portugal. Über 20 Jahre wartete sie auf ein Flugticket, und nun kommt sie zu spät: ihr Mann ist drei Tage zuvor gestorben. Irritiert versucht sie, sich im Haus des Verstorbenen, das im Lissaboner Armenvorort Fontainhas steht, zurechtzufinden und sein Leben zu rekonstruieren. Während die Bewohner*innen des Viertels sie aufsuchen, reflektiert Vitalina ihre Zeit mit ihrem Mann, die gemeinsame und die getrennt verbrachte. Doch selbst in der schäbigen Kirche des Ortes, wo Vitalina sich mit dem alternden Priester unterhält, scheint kein Trost zu finden zu sein…  Mit VITALINA VARELA führt der portugiesische Filmemacher Pedro Costa seine Kinokunst zu neuen Höhen. Wie kunstvolle Gemälde schälen sich die Filmbilder aus dem Dunkel der Leinwand. Ein hypnotischer Bilderstrom, der die Laiendarsteller*innen, mit denen Costa teilweise seit Jahren zusammenarbeitet, in eine bewegende Geschichte einbettet. VITALINA VARELA wurde weltweit als ein Kino-Meisterwerk gefeiert.

Spieltermine

Ab 18.06.2021 u.a. in LE STUDIO Film und Bühne Wien, Filmmuseum, Actors Studio, LeoKino Innsbruck, KIZ Royal Kino Graz, Moviemento Linz…

Pressespiegel

„Ein Meisterwerk postkolonialen Erzählens.“ Falter

„Der Vergleich mit Caravaggio scheint hier ausnahmsweise nicht vermessen.“ Die Presse

„Auf Bezug auf Filmsprache kann Vitalina Varela schon jetzt als Referenzwerk gelten.“ Die Furche

„Hochamt der Finsternis mit Einstellungen von magischer Kraft.“ Der Standard

„Magisch schöne Bilder!“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Jedes einzelne der von Costas aus dem Schatten kunstvoll ausgeleuchteten Bilder ist exquisit.“ taz

„Das Kino hat auf Vitalina Varela gewartet und Vitalina Varela auf das Kino.“ Cargo

★★★★★ „Spannend und meditativ zugleich.“ Kurier

„In Vitalina Varela geht es um das Aufspüren eines Schmerzes, einer Angst, eines Verlassenseins. Es sind diese Gefühle, die Pedro Costas Licht erfasst und in ihrer Wahrhaftigkeit aufscheinen lässt. Das ist das Paradox von Vitalina Varela: Es ist ein erhabener Film, der tief in der Wirklichkeit seiner Heldin verankert ist.“ Die Zeit

„Ein Höhepunkt des postkolonialen Kinos und ein künstlerisches Meisterwerk als Teil eines Langzeitprojekts.“ Berliner Zeitung

„Sowohl vertraut als auch zutiefst einzigartig.“ Screen International

„Vitalina Varela spielt sich selbst – oder zumindest eine Version ihrer selbst — und hat am Drehbuch mitgewirkt. Der Film hört ihr zu, sie beherrscht viele der Bilder und strahlt tatsächlich eine fast staatsmännische Stärke und Würde aus.“ Kino Zeit

„Man kann den Blick nicht abwenden vom Gesicht der Vitalina Varela.“ Perlentaucher

„Wir waren alle verblüfft und überwältigt von diesem Film, der fortan einer der bedeutendsten Filme in der Geschichte des Kinos sein wird. (…) Ein Film, der in das Erbe des Weltkinos eingehen wird.“ Filmmakers

„There is an immersive deep-seriousness in Costa’s otherworldly artistry.“ The Guardian

„Von allen Filmen von Pedro Costa ist dieser am stärksten in einem Zwischenreich angesiedelt, zwischen Wirklichkeit und Erinnerung, zwischen Traum und Trauma.„ Tip Berlin

„Der wahrscheinlich schönste Film des Jahres.“ Film Comment

„Hier ist das neue Meisterwerk eines Künstlers, der sich der Größe des Kinos und dem menschlichen Geist verschrieben hat.“ Otroscines.com

Top 10 der besten Filme 2019 – Kritikerpoll BFI/Sight & Sound Magazine

„The best looking and most emotionally resilient movie of the year so far. Somber but (somehow!) electrifying, its frequent wordlessness, its consummate stillness, are a thrill.“ Vanity Fair

„Der überragende Film bei diesem Festival, ein Kunstwerk, das jeden Rahmen sprengt und doch keinen Augenblick in seiner Konzentration nachlässt.“ Frankfurter Rundschau

Teurer Zement: Vitalina Varela von Pedro Costa von Patrick Holzapfel – Jugend ohne Film

Pedro Costa, Filming the Saga of Lisbon’s Cabo Verdeans, New York Review of Books

„I see a darkness.“ Interview with Pedro Costa Cinemascope Magazine

Biografie

Pedro Costa ist 1959 in Lissabon geboren. Er Dreht mit O SANGUE (1990) seinen ersten Langfilm und zählt seither zu den radikalsten und eigenwilligsten Filmemachern seiner Generation. Es folgt CASA DE LAVA (1994), Costas beginnende Auseinandersetzung mit den Ausgestoßenen und Marginalisierten der Gesellschaft im Lissaboner Armenviertel Fontainhas, die in OSSOS (1997) und NO QUARTO DA VANDA (2000) ihre Fortsetzung findet. Die Viennale widmet Pedro Costa 2005 ein Special Program. Für CAVALHO DINHEIRO erhält er beim Festival von Locarno den Preis für die Beste Regie. [Viennale]

Filme (Auswahl):
OÙ GÎT VOTRE SOURIRE ENFOUI? (2001)
JUVENTUDE EM MARCHA (2006)
NE CHANGE RIEN (2009)
CAVALO DINHEIRO (2014, Viennale ´14)

Festivals & Preise

Goldener Leopard (bester Film) und beste Schauspielerin-Preis Locarno’19
Viennale’19

Material

Filmplakat

Foto, Plakat (jpg RGB, pdf CMYK)
DCP Trailer
Trailer Youtube & Vimeo

Die Fontainhas-Pentalogie

OSSOS (HAUT UND KNOCHEN)

Portugal 1997 | R+B: Pedro Costa | K: Emmanuel Machuel | M: Wire, Os Sabura | D: Vanda Duarte, Nuno Vaz, Maria Lipkina, Isabel Ruth, Iñes de Medeiros | 94 Min.

»Tina, ein stilles Mädchen, ist abgestumpft durch die Armut und Enge ihrer Existenz und kämpft mit psychischen Problemen. Auch ihre neue Rolle als Mutter überfordert sie: Sie dreht den Gashahn auf. Für das Baby ist diese Kurzschlussreaktion nur die erste von vielen Gefahren, denen es ausgesetzt ist. Der Film erzählt nicht nur vonmaterieller Not und Armut, sondern auch von der Armut der Gefühle, von der Unfähigkeit zu kommunizieren, zu lieben und Liebe anzunehmen. Dabei kommentiert, wertet oder moralisiert er nicht: In schonungslosen und zugleich poetischen Bildern beobachtet er seine Figuren, die ihrer Einsamkeit nicht entkommenund die weder ihre innere noch die äußere Enge ihrer Herkunft überwinden können.« (Birgit Kohler)

NO QUARTO DA VANDA (IN VANDAS ZIMMER)

Portugal 2000 | R+B+K: Pedro Costa | M: György Kurtág | D: Vanda Duarte, Zita Duarte, Lena Duarte, António Semedo Moreno, Paulo Nunes | 178 Min.

»Costa drehte mit einer Digitalkamera, die es ihm ermöglichte, Vanda allein zu begegnen. In Abwesenheit eines Filmteams entstand zwischen den beiden eine gleichgültigvertraute Atmosphäre, die daran zweifeln lässt, ob sich Vanda der Gegenwart der Kamera überhaupt bewusst war. Ob sie dealt, ihre Freunde empfängt oder Erdbeeren putzt, es vergehen nie zehn Minuten, ohne dass sich Vanda einen Schuss setzt, ein minutiöses Ritual, das ihren Alltag prägt.« (Frédéric Mermoud)

JUVENTUDE EM MARCHA (JUGEND VORAN!)

Portugal 2006 | R+B: Pedro Costa | K: Pedro Costa, Leonardo Simões | M: Os Tubarões, György Kurtág | D: Ventura, Vanda Duarte, Beatriz Duarte, Gustavo Sumpta, Cila Cardoso | 154 Min.

»Costa begleitet Ventura bei seinen Wegen durch einen Slum und ein Neubauquartier am Rande von Lissabon. Der Slum wird abgerissen, die Bewohner werden umgesiedelt, was der Film jedoch nicht zeigt, sondern über die Erzählungen der Figuren einfängt. Mit großer Geduld hört Costa diesen Geschichten zu. Wenn etwa die einst heroinabhängige Vanda davon erzählt, wie sie ihre Tochter zur Welt brachte, dann weiß man genau, warum kein Schnitt das Mäandern ihrer Sätze unterbricht: Die Dauer der Einstellung ist das Einzige, was Vandas Schmerzen gerecht werden kann.« (Cristina Nord)

CAVALO DINHEIRO (HORSE MONEY)

Portugal 2014 | R: Pedro Costa | K: Leonardo Simões, Pedro Costa | Schnitt: Joâo Dias | Ton: Olivier Blanc, Vasco Pedroso | Tonmischung: Branko Neskov | Produzent: Abel Ribeiro Chaves | Produktion: OPTEC | mit Ventura, Vitalina Varela, Tito Furtado, Antónia Santos | 105 Min. HIER ALS VIDEO ON DEMAND LEGAL ZU STREAMEN

Ventura, bereits der Held aus COLOSSAL YOUTH, wird in einer Nervenheilanstalt behandelt. In einer atemberaubenden Mischung aus Realem und Halluziniertem, Begreifbarem und Unbegreifbarem, Fiktionalem und Dokumentarischem und mit einer einzigartigen Bildsprache wird die Vergangenheit Venturas beleuchtet. Ein komplexer Kinotrip, der Ventura als Gefangener des eigenen Geistes und der portugiesischen Geschichte zeigt. CAVALO DINHEIRO Costas vierter Film, bei dem das ehemalige Armenviertel Fontainhas, und seine Bewohner im Zentrum stehen, erhielt 2014 den Regiepreis in Locarno.