Dormir de olhos abertos (Sleep with Your Eyes Open)

Eine Küstenmetropole in Brasilien. Kai landet mit gebrochenem Herzen aus Taiwan, um dort Ferien zu machen. Eine kaputte Klimaanlage führt sie in das Regenschirmgeschäft von Fu Ang. Er könnte ein Freund werden, doch die Regenzeit bleibt aus und sein Geschäft verschwindet. Auf der Suche nach Fu Ang entdeckt Kai die Geschichte von Xiaoxin und einer Gruppe chinesischer Arbeiter in einem noblen Wolkenkratzer. Importprodukte made in China treffen auf Probleme mit den reichen, weißen Nachbarn. In Xiaoxins Erzählung findet Kai sich merkwürdig gespiegelt.

Hauptfiguren kommen und gehen unverhofft in dieser leisen Komödie der Missverständnisse, dargestellt durch Laien und Schauspieler:innen. Von einer fremden Stadt in die nächste folgen sie mehr den Notwendigkeiten der Arbeit als einer klassischen Dramaturgie. Aber im Laufe eines heißen, langsamen Sommers wachsen zarte Bindungen zwischen ihnen wie Inseln in einem Meer voller Haie.

Pressespiegel

"Wohlatz bringt eine leichte Note in einige ernste, weltpolitische Themen und schafft einen Film, der sowohl spielerisch als auch tiefgründig ist." Screen Daily

"Die Besonderheit ihrer Arbeit liegt in den anspruchsvollen strukturellen Spielen, die ihr zugrunde liegen. (...) Es ist klar, dass die Hauptstärken und das Interesse des Films in der sinnlichen Darstellung der kulturellen Entfremdung liegen." International Cinephile Society

"Fängt die Situation der Migranten eindringlich ein" The Film Stage

"Zart und aufregend...seltsam und faszinierend" Otros Cines

"Ein kleiner großer Film...intelligent konstruiert" Cinema7Arte

"Wohlatz hat zwölf Jahre in Argentinien gelebt, die Zerrissenheit der chinesischen Migranten hat sei bei den Dreharbeiten an ihrem preisgekrönten Debütfilm „El Futuro Perfecto“ aus nächster Nähe erlebt. Nun hat sie einen wunderbar verspielten Film über diese Erfahrung gemacht." Tagesspiegel

"Dies ist keine außergewöhnliche Geschichte, sondern eine gewöhnliche. Genau darin liegt ihre Kraft." Filmlöwin

Nele Wohlatz' transnationaler Spielfilm verbindet Form und Inhalt zu einer mäandernden Erkundung von Sprache und Erbe innerhalb der chinesischen Diaspora in Brasiliens Recife CinEuropa

Biografie

Die Filmemacherin Nele WOHLATZ (1982, Deutschland) studierte Szenografie und Philosophie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und Film an der Universität Torcuato Di Tella in Buenos Aires, wo sie 12 Jahre lang lebte. In ihren Filmen erforscht sie das Verhältnis von Sprache und Filmsprache sowie die Grenze zwischen Dokumentarfilm und Fiktion. Ihre Arbeiten wurden auf Festivals wie Locarno, Rotterdam, Viennale, Mar del Plata und in Institutionen wie dem New Yorker Lincoln Center und dem MoMA gezeigt. Ihr Spielfilmdebüt El futuro perfecto wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goldenen Leoparden für das beste Debüt in Locarno, und wurde zu mehr als 70 internationalen Filmfestivals eingeladen.

 

Filmografie

2024 Dormir de Olhos Abertos (Sleep with Your Eyes Open)
2021 Turista - Kurzfilm
2016 El Futuro Perfecto
2016 Tres oraciones sobre la Argentina (Drei Sätze über Argentinien) - Kurzfilm
2014 La Mochila Perfecta (Der perfekte Rucksack) - Kurzfilm
2013 Ricardo Bär (Ko-Regie)
2009 Novios del Campo - Kurzfilm
2009 Schneeränder - Kurzfilm

Festivals & Preise

Berlinale 2024 - Encounters | Fipresci Preis

Material

Filmplakat

Fotos

Regie-Notizen

Meinen letzten Film habe ich mit chinesischen Laiendarsteller:innen in Buenos Aires gedreht, an den Wochenenden, weil alle unter der Woche in chinesischen Supermärkten und Importgeschäften arbeiteten. Am folgenden Samstag fehlte oft jemand, war plötzlich in eine andere Stadt, ein anderes Land oder zurück nach China gezogen. Eine Darstellerin sagte zu mir: ich könnte jetzt überall hingehen und mich anpassen, wenn die Arbeit das verlangt. Aber es gibt keinen Ort mehr, an den ich gehöre.

Ich fing an, mich zu fragen, was Zugehörigkeit bedeutet. Zu wem, zu was gehört man? Verlieren wir nicht alle unter Umständen immer wieder das Gefühl von Zugehörigkeit? Zu diesem Zeitpunkt lebte ich selbst seit vielen Jahren in Argentinien. Deutschland war mir fremd geworden, aber in meinem neuen Land wurde ich als Ausländerin wahrgenommen. Ich wollte einen Film machen, der in jeder Stadt der Welt stattfinden könnte, mit Darsteller:innen, die überall hingehen könnten und nirgends dazugehören. Was würde passieren, wenn der Film ihr unstetes Dasein und die flüchtigen Beziehungen zu seinen Prinzipien erklärt, gegen die Regeln der Fiktion?

Im Film beschreibt Xiaoxin, was um sie herum geschieht. Sie gibt den Dingen Namen und abstrakten Gefühlen Ausdruck. Kai wird zu ihrer Leserin. Ohne sich je zu begegnen, sind sie füreinander da. Für mich sind Filme Orte, an die wir immer zurückkehren können. Wir können sie bewohnen und in ihnen ein Zuhause finden.